»Die Kunst muss schreien, damit sie gehört wird«

Gleich feiert sie ihren 80. Geburtstag, aber vorher ist Zeit zu reden: ein Interview mit der österreichischen Künstlerin und Feministin Valie Export über ihren Kampf  um Anerkennung, Machos, Softies und den Tod.

Unter dem Titel »Fragmente einer Berührung« wird Valie Exports Werk ab Juli in Baden-Baden ausgestellt.

Foto: Daniel Winkler/13 Photo

SZ-Magazin: Wenn Sie an sich selbst denken, an wen denken Sie: An Waltraud Lehner, mit diesem Namen wurden Sie geboren, oder an Valie Export? 
Valie Export: An Valie Export. Waltraud Lehner ist für mich aber auch sehr wichtig, denn aus dem Ich bin ich rausgewachsen.

1966 haben Sie ein Gedicht geschrieben, in dem heißt es: »Geboren wurde ich in der Klinik, die der Stadt Linz gehört / Getrunken habe ich an der Brust, die meiner Mutter gehört / Versteckt habe ich mich vor den Bomben, die dem Staat England gehörten / (...) Geweint habe ich nach meinem Vater, dessen Tod dem Vaterland gehört« …
Ich habe als Jugendliche angefangen zu dichten, mit 13 habe ich gedichtet: »Am Anfang war das Wort, und das Wort war ein Mann.« Aber das Dichten war mir zu wutzelig.