»Er hatte die Schnauze voll von der Musikindustrie«

JJ Cale war einer der eigenwilligsten Kauze der Rockmusik. Zur Veröffentlichung eines posthumen Albums erzählt sein Manager Mike Kappus nun von Cales Wohnzimmer-Aufnahmen, seinem Leben ohne Telefon und der ungewöhnlichen Sturheit des Musikers. Andere Klienten von Kappus, wie Blues-Legende John Lee Hooker, kommen ebenfalls zur Sprache.

JJ Cale starb 2013 im Alter von 74 Jahren. Auch wer seine Platten nicht kennt, hat wahrscheinlich schon Songs von ihm gehört – Eric Clapton hatte zum Beispiel zwei Riesenhits mit den Cale-Kompositionen »Cocaine« und »After Midnight«.

Foto: Stephane Sednaoui

Die Liste der Klienten von Mike Kappus liest sich wie ein Who's Who der amerikanischen Rootsmusik. Er arbeitete mit Blues-Ikonen wie Muddy Waters, Willie Dixon und John Lee Hooker, buchte Konzerte für die Staple Singers, Allen Toussaint und die Five Blind Boys Of Alabama, managte Rootsrocker wie John Hiatt, Los Lobos und JJ Cale. Von letzterem erscheint nun posthum ein neues Album namens Stay Around (Because Music), das Kappus gemeinsam mit Cales Partnerin Christine Lakeland zusammenstellte. Es enthält die besten unveröffentlichten Tracks aus Cales Archiven, darunter etliche Aufnahmen, bei denen man sich wundert, dass sie einst in der Schublade verschwanden. Hört man das Album, so sieht man Cale sofort vor sich, mit der akustischen Gitarre im Sonnenuntergang auf einem Gartenstuhl kippelnd. Warum genau das aber ein Trugschluss ist, erklärt Mike Kappus im Interview.

Mike Kappus, die meisten Aufnahmen auf dem neuen JJ-Cale-Album sind nicht in einem professionellen Studio entstanden, sondern bei ihm zu Hause. Wie hat man sich diese Szenerie vorzustellen?
Sehr ungezwungen. Es war nicht so, dass sich dort im Haus ein echtes Studio befand. Cale besaß die technischen Geräte, die er benötigte, aber normalerweise waren die irgendwo in einem Hinterzimmer verstaut. So wie Möbelstücke, die man gerade nicht braucht. Wenn er Aufnahmen machen wollte, holte er alles hervor und baute es auf dem Wohnzimmertisch auf, manchmal auch in der Küche. Auch an der Akustik der Räume hat er nichts verändert.

Warum gefiel ihm diese Methode besser, als ein großes Studio mit besserem Equipment zu nutzen?
Morgens aufzustehen, ins Wohnzimmer zu gehen und anzufangen ist eben viel einfacher als Ausrüstung zu mieten, einen Toningenieur anzustellen, die Musiker zusammenzutrommeln und dann unter Zeitdruck in einem Studio zu arbeiten. Hinzu kam, dass er viel Spaß an der technischen Seite des Aufnahmevorgangs hatte, vielleicht mehr als an allem anderen. Auf diese Weise konnte er jederzeit loslegen und so lange er wollte an den Aufnahmen feilen, ohne dass irgendwelche Kosten anfielen.

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Trotz dieses ungewöhnlichen Studio-Setups haben viele der Aufnahmen einen sehr guten Sound. Wie würden Sie JJ Cales Ansatz als Toningenieur und Produzent beschreiben?
Es gibt den Mythos, dass er dieser sorglose Mensch war, der mit der Gitarre auf seiner Veranda saß und einfach den Tape-Recorder angeschaltet hat. Tatsächlich hat er sehr viel Zeit und Mühe investiert, um den richtigen Sound zu finden; manchmal hat er sich regelrecht damit gequält. Ich weiß noch, wie er mir beim Album Roll On ein Mix nach dem anderen geschickt hat. Die Unterschiede waren so gering, dass wahrscheinlich niemand außer ihm sie wirklich hätte hören können.

Hat er nicht auch mal als Toningenieur gearbeitet?
Ja, zu Beginn seiner Karriere, noch bevor sein erstes eigenes Album erschienen war. Dieses Interesse an den technischen Aspekten der Musikproduktion hat er sein ganzes Leben lang behalten. Er hat sich zum Beispiel regelmäßig alle Alben gekauft, die gerade in den Top Ten waren. Einfach weil er neugierig war, wie die Top-Produzenten arbeiteten. Ich weiß noch, wie er mal in McCabe's Guitar Shop in Santa Monica aufgetreten ist. Ich war in seiner Garderobe, zusammen mit ein paar Leuten, die sich eher für Folkmusik interessierten. Plötzlich fing er an, über die neuen Alben von Lil Wayne und Britney Spears zu reden. Die Leute haben ihren Ohren nicht getraut! Die Musik von Britney Spears hat ihn nicht interessiert, wohl aber die Art, wie sie aufgenommen und produziert worden war.

JJ Cale hat schon zu Hause aufgenommen, als das noch längst nicht so üblich war wie heute. Hatte er diesbezüglich Vorbilder?
Eines seiner Vorbilder war auf jeden Fall Les Paul.

Ah, verstehe. Der hat ja nicht nur den Prototyp einer elektrischen Gitarre gebaut, sondern in einem Studio in seiner Garage schon sehr früh mit der Mehrspurtechnik experimentiert.
Ja, genau. Das hat Cale sehr bewundert. Wir haben Les Paul auch mal getroffen, Cale war sehr stolz auf die Kappe, die Les für ihn signiert hat.

Wie haben Sie JJ Cale eigentlich kennengelernt? Als Sie sein Manager wurden, hatte er ja bereits etliche Alben veröffentlicht.
Ja, acht. Ich bekam damals die Anfrage, ob ich als sein Agent arbeiten und Konzerte für ihn buchen wolle. Cale hat mit später erzählt, das er beeindruckt von den anderen Künstlern war, die ich vertrat, vor allem Mose Allison und Muddy Waters. Also wurde ich 1983 sein Agent. Eine Weile später trennte er sich von seinem Manager und engagierte auch keinen neuen. Er war damals total frustiert davon, wie seine Plattenfirma mit dem #8-Album umgegangen war. Sie haben es zwar rausgebracht, aber nichts dafür getan, weil ihrerMeinung nach kein Hit drauf war. Nach dieser Erfahrung hatte er die Schnauze voll von der Musikindustrie.

Erst 1990 nahm er wieder eine neue Platte auf. Wie kam es dazu?
Ich kannte Andrew Lauder, den Präsidenten von Silvertone Records. Der schätzte Cale sehr und wollte gerne Platten mit ihm machen. Ich war zwar nur Cales Agent, habe ihm aber Lauders Angebot überbracht, was damals nicht so leicht war. Cale lebte in einem Wohnwagen und hatte auch kein Telefon – man musste, wenn man ihn erreichen wollte, ein Mailgram, eine Art Telegramm, schicken und hoffen, dass er irgendwann zurückrief. Aber das hat er schließlich getan und ich habe den Vertrag mit Silvertone gemacht. Wir trafen uns darauf in einem Restaurant, um zu besprechen, was ich in Zukunft verdienen würde, wenn ich nicht mehr nur sein Agent, sondern auch sein Manager sei. Er hat eine bestimmte Prozentzahl genannt. Ich habe geantwortet: Das ist zu viel! So viel kann ich nicht nehmen. Er ist dann etwas runtergegangen, aber es war immer noch zu viel. Definitv ein Gespräch, wie es im Musikgeschäft selten vorkommt.

Auch mit der Kappe macht Mike Kappus, JJ Cales Manager, Werbung für seinen langjährigen Klienten.

Foto: Rosebud Agency

JJ Cale gilt als durchaus kauziger Charakter. Wie sind Sie mit ihm zurechtgekommen?
Es stimmt, er konnte manchmal etwas stur sein, aber er eigentlich war er ein wunderbarer Mensch, sehr nett und sehr großzügig. Ich habe nie mit ihm gestritten. Die Leute haben zu mir gesagt, es muss dich doch verrückt machen, dass er seit fünf, sechs Jahren, kein Angebot mehr angenommen hat. Aber es ging ja nicht um das, was ich mir wünschte – meine Aufgabe war es, seine Ziele umzusetzen. Und manchmal wollte er eben einfach lieber zu Hause bleiben und nichts machen. Einmal, als er wieder etwas abgelehnt hatte, sagte er sogar: »This is the sound of a full wallet talking.«

Weil er mit seinen Songs, die von etlichen Künstlern gecovert wurden, ausreichend verdiente?
Ja, so war es. Viele haben seine Songs aufgenommen, Lynyrd Skynyrd hatten zum Beispiel einen großen Hit mit »Call Me The Breeze«, am wichtigsten war aber Eric Clapton – »After Midnight« und »Cocaine« waren Riesenhits für ihn. Finanziell gesehen hatte Cale es danach nicht mehr nötig zu arbeiten.

»Ich könnte Ihnen so viel von John Lee Hooker erzählen! Demnächst kommt bei der BBC ein Dokumentarfilm über ihn heraus, die haben mich zwölf Stunden lang interviewt«

Lassen Sie uns noch über Ihre Konzertagentur »Rosebud« reden, mit der Sie über dreißig Jahre lang ein wichtiger Faktor in der amerikanischen Blues- und Rootsmusik-Szene waren. Wie kam es dazu, dass Sie sich in den Siebzigern, als mit Rock das große Geld verdient wurde, ausgerechnet auf diese Musik spezialisiert haben?
Angefangen habe ich 1971 bei einer Agentur in Milwaukee, das ist nur 90 Meilen von Chicago entfernt. Nach und nach habe ich immer mehr Konzerte mit Bluesmusikern aus Chicago veranstaltet. Zu der der Zeit war der Blues nicht besonders populär, BB King war der einzige, der einigermaßen anständig verdient hat. Etablierte Agenturen wollten nichts mit dem Blues zu tun haben, und viele Bluesmusiker hatten schlechte Erfarungen mit Agenten und Managern gemacht. Für mich hatte diese Musik etwas Wahrhaftiges, ich habe die Musiker ernstgenommen und immer das umgesetzt, was ich ihnen versprochen hatte. Plötzlich bekam ich jede Menge Anfrage von Bluesmusikern, ob ich sie vertreten könne. So kam es, dass ich mit Größen wie Muddy Waters, Willie Dixon und John Lee Hooker gearbeitet habe, daneben habe ich aber auch viele andere Rootsmusik-Künstler vertreten, Leute wie John Hiatt, Mavis Staples, Los Lobos und Captain Beefheart.

Die alten Bluesmusiker waren oft recht eigenwillige Charaktere. Ich stelle es mir sehr interessant vor, solche Menschen neben dem Geschäftlichen auch persönlich kennenzulernen.
Gestern Nachmittag kam zum Beispiel Elvin Bishop vorbei und hat mir Gemüse aus seinem Garten gebracht. Und abends war ich mit meiner Frau bei Ben Sidran und seiner Frau zum Essen eingeladen. Es gibt viele, viele Beispiele für solche Freundschaften, aber die erfüllendste hatte ich mit John Lee Hooker. In den Achtzigern hatte der das Plattengeschäft im Prinzip an den Nagel gehängt. Es gab so viele Platten von ihm, dass niemand mehr Interesse hatte, eine neue aufzunehmen. Bis Van Morrison auf die Idee kam, ein neues Album mit ihm zu produzieren. Die beiden hatten sich bereits in den Sechzigern in England kennengelernt und waren in Kontakt geblieben. John Lee fragte mich um Rat und ich sprach mit Van, der für dieses Album brannte und es unbedingt machen wollte. Aus verschiedenen Gründen hat es zu der Zeit aber nicht geklappt.

Aber Sie hatten den Plan gefasst, ein neue Album mit John Lee Hooker zu machen?
Carlos Santana rief mich öfter an und sagte, wenn John Lee je wieder eine Platte macht, möchte ich dabei sein. Dasselbe sagte mir George Thorogood. Ich wusste auch, dass Bonnie Raitt sich sehr gut mit John Lee verstand, und dass Robert Cray und Los Lobos große Fans von ihm waren. Als John Lees Konzertagent hörte ich auch immer wieder von seinen Fans, dass eine große Sehnsucht nach einer neuen Platte mit akustischen Aufnahmen bestand, wie er sie früher gemacht hatte. So entstand nach und nach das Konzept für eine neue Platte, auf der alle seine Freunde mitspielen.

Daraus wurde sein großes Comeback-Album The Healer, das 1989 erschien.
Genau. Ich habe alles organisiert und die Platte finanziert. Dann war sie fertig, aber keine Plattenfirma wollte sie uns abkaufen – niemand glaubte daran, dass John Lee eine nennenswerte Anzahl von Alben verkaufen würde. U2 hatten damals eine eigene Plattenfirma, und ich haben ihnen das Album angeboten – für 25.000 Dollar hätten sie die weltweiten Rechte bekommen, außerhalb der USA. Sie haben abgelehnt. Die Platte hat sich dann über eine Million Mal verkauft und John Lee zwei Grammys und einen Lifetime Achievement Award eingebracht. Darauf bin ich bis heute sehr stolz.

Wie war Ihr persönlicher Kontakt zu ihm?
Wir hatten ein sehr enges Verhältnis. 20 Jahre lang haben wir nahezu jeden Tag telefoniert, oft mehrmals am Tag. Ich saß im Büro, habe ein Baseballspiel im Radio gehört, jemand schlug einen Homerun - plötzlich klingelte das Telefon, John Lee war dran und sagte nur: »Hast du das gesehen?« Nicht »Hier ist John Lee«, sondern nur »Hast du das gesehen?«. Ich könnte Ihnen so viel von John Lee Hooker erzählen! Demnächst kommt bei der BBC ein Dokumentarfilm über ihn heraus, die haben mich zwölf Stunden lang interviewt.

So viel Zeit haben wir leider nicht. Haben Sie eine Lieblingssgeschichte, die nicht ganz so lange dauert?
Ich war viele Jahre Junggeselle und habe immer wieder unterschiedliche Freundinnen zu seinen Konzerten mitgebracht. Er hat dazu nie etwas gesagt. Eines Tages hatte ich wieder mal eine neue Freundin, die ich ihm vorgestellt habe. Er hat nicht einmal »Hallo« gesagt, sondern nur »Ich werde euer Trauzeuge«. Und so kam es tatsächlich.

1997 hat Van Morrison dann doch noch eine Platte mit John Lee Hooker produziert, das Album Don't Look Back. Auch da waren Sie wieder dabei.
Ich weiß noch, wie Van zu mir ins Büro kam und wir uns Kassetten mit diversen Songs angehört haben, die für das Album in Frage kamen. Er wollte Charles Browns Band engagieren, die er sehr mochte, aber dann hatte zuerst der Drummer keine Zeit, und als wir schon im Studio waren, verkrampfte Charles' Hand und er konnte nicht Klavier spielen. Also haben wir Mark Naftalin als Ersatz geholt, was aber nicht funktioniert hat, so dass schließlich Jim Pugh von der Robert Cray Band Keyboards gespielt hat. Wir hatten nur drei Tage Zeit für die gesamten Aufnahmen. Dann hat John Lee auch noch einen Tag abgesagt.

Warum das?
Er war ein sehr offener Mensch – besonders Frauen gegenüber. Eine Frau, die damals bei ihm wohnte, hatte ihn bequatscht, sie mit ins Studio zu nehmen und Van Morrison vorzustellen. Ich versuchte, ihm das auszureden, da ich genau wusste, dass Van sauer werden würde, wenn ihn jemand behelligt, während er ein Album produzieren möchte. John Lee hat das Problem dann dadurch gelöst, dass er sagte, er sei krank. Auf einmal hatten wir nur noch zwei Tage für die Aufnahmen, außerdem bekam John Lee einen Schnupfen. Aber am Ende wurde das Album sehr gut, vor allem dank Vans tiefer Freundschaft zu John Lee.

Ich hatte mal die Gelegenheit, mit Van Morrison über diese Aufnahmen zu sprechen. Zum Umstand, das so wenig Zeit dafür war, hat er gesagt: »So hat man es früher gemacht - und so sollte man es auch machen«.
Haben Sie Zeit für noch eine Geschichte über Van?

Aber sehr gerne!
Van hat John Lee auch mal gebeten, ein Duett für ein Van-Morrison-Album aufzunehmen. Das Studio war in Marin County, nördlich von San Francisco. Ich war zuerst da, John Lee kam später. Also habe ich Van gefragt, was für einen Song er aufnehmen wolle. Mal sehen, hat er gesagt, das besprechen wir, wenn John Lee da ist. John Lee war allerdings niemand, der viele aktuelle Songs kannte, auch nicht die von Van. Als John Lee kam, hat Van vorgeschlagen, »Gloria« aufzunehmen. John Lee hat ihn einfach nur angestarrt. Es war klar, dass er nicht wusste, von welchem Song die Rede war. Als weiteres Problem kam hinzu, dass John Lee nicht lesen konnte. Van hat ihm also den Songtext vorgesagt, John Lee hat ihn auswendig gelernt und die beiden sind ins Studio gegangen. Die Aufnahme begann, und John Lee schlug sich wirklich gut: »She walked up to my door, she comes into my room.« Dann hat Van gerufen: »What's her name?« John Lee sang: »Mary Lou, Mary Lou, Mary Lou«.

Oha.
Wir haben das später korrigiert. Das Tape habe ich noch, aber das bekommt nie jemand zu hören.

John Lee Hooker starb 2001, inzwischen sind auch fast alle anderen Blues-Pioniere verstorben. Was bedeutet das für die amerikanische Blues-Szene?
Einen zweiten John Lee Hooker wird es niemals geben, auch keinen zweiten Muddy Waters. Die Menschen werden von ihren Einflüssen und Erlebnissen geformt, und diese Leute stammten aus einer Zeit, wo die Musik aus dem Grammophon kam und man Performer wie Robert Johnson noch live erleben. Heute kannst du nicht aufwachsen, ohne die Beatles, Jimi Hendrix und Led Zeppelin zu kennen. Deshalb wird es nie wieder diese Reinheit geben. Es gibt zwar immer noch interessante junge Bluesmusiker, wie Kevin Bird, einen Typen aus Iowa, dem ich einen Plattenvertrag besorgt habe, aber leider muss man sagen, dass es der Blues-Szene nicht besonders gut geht. Die Verkaufszahlen sinken – wie überall.

Nach einem Leben voller Konzerte haben Sie Ihre Agentur 2014 geschlossen. Wenn Sie heute zurückschauen: Welches Konzert war das beste?
Darf ich  drei nennen?

Bitte!
Ich war dabei, als Muddy Waters und die Rolling Stones in der Checkerboard Lounge aufgetreten sind, einem Bluesclub an der South Side von Chicago. Draußen hatten Sie einen Truck geparkt, um die Show aufzunehmen - der war größer als der gesamte Club. Das zweite Konzert wäre die große Tribute-Show für John Lee Hooker im Madison Square Garden in New York, bei dem Leute wie Bonnie Raitt, Ry Cooder und Joe Cocker aufgetreten sind. Ich weiß noch, wie ich mit Bonnie und John Lee am Rand der Bühne stand und auf die Menschenmenge schaute. »Weißt du, John«, hat Bonnie gesagt, »die sind alle nur wegen dir hier.« Diesen Moment fand ich sehr bewegend.

Und das dritte Konzert?
Das fand in Tallinn statt, der Haupstadt von Estland, kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion, als es noch illegal war, die estnische Flagge zu zeigen. Robert Cray hat dort vor hunderttausend Leuten gespielt, und auf einmel tauchte im Publikum eine gigantische estnische Flagge auf. Hunderttausend Menschen sind im diesem Moment gegen die Sowjetunion aufgestanden! Das war ein unglaublich intensives, kraftvolles Konzert. Die Leute da draußen stehen unter Strom, haben wir auf der Bühne gesagt, wir könnten uns in sie einstöpseln.