»Wenn Unrecht für mich nicht auszuhalten ist, muss ich etwas tun«

Günter Wallraff ist für seine furchtlosen Recherchen bekannt, ob in Ford-Fabriken, der »Bild«-Redaktion oder in deutschen Alters­heimen. Im Interview spricht er über seine traumatischen Erlebnisse im Waisenhaus, den Vorwurf der kulturellen Aneignung und seine Katze Yaiza. 

Günter Wallraff wurde 1942 in Burscheid geboren. Nach seiner Buchhändlerlehre begann er unter falscher Identität in Firmen zu arbeiten, um über die Arbeitsbedingungen zu berichten. In den Sechzigerjahren veröffentlichte er 13 unerwünschte Reportagen, wofür er wegen Amtsanmaßung angeklagt wurde. In den Siebzigern widmete er sich der Bild-Redaktion und schrieb über ihre Methoden mehrere Bücher. 1985 erschien sein Bestseller Ganz unten, in dem er die Ausbeutung von Migranten dokumentierte. Er moderiert bis heute die Sendung Team Wallraff auf RTL und gilt als einer der wichtigsten Investigativjournalisten Deutschlands.

Ein Garten mit knorrigen Obstbäumen in einem Hinterhof in Köln-­Ehrenfeld. Im Boden verlaufen uralte Transportschienen: Das Haus war vor langer Zeit die Klaviermanufaktur von Günter Wallraffs Familie mütterlicherseits. Heute lebt seine Familie im Vorderhaus, er in einem Backsteingemäuer im Garten. Der berühmte Enthüllungsreporter hat sich für seine Recherchen immer wieder monatelang als Gastarbeiter, Waffenhändler, Boulevardreporter, Afrikaner oder Obdachloser ausgegeben – die daraus entstandenen Bücher gehören zu den meistverkauften der deutschen Nachkriegsgeschichte. In den nächsten Stunden wird immer wieder Wallraffs Handy