Schmeckt nach Kindheit

Erdbeeren mit Vanillepudding erinnern viele Menschen an Jahrzehnte zurückliegende Frühlingstage. Das Neue an diesem Rezept: Die süße Creme kommt nicht aus dem Päckchen, sondern wird aus frischem Ei und echter Vanille gemacht. Und wo es die besten Erdbeeren gibt, verrät Hans Gerlach obendrein. 

So simpel und doch so gut: Vanillepudding mit Erdbeeren

Tetx, Foto & Video: Hans Gerlach

Es sind die Erdbeeren! Sie entscheiden darüber, ob ein Dessert mit den roten Früchten gut, sensationell oder gar nicht schmeckt. Nur wo findet man die besten? Generell kann man sagen: Erdbeeren im Handel sollen Transporte gut überstehen, lang halten und gut aussehen. Wie sie schmecken, spielt für die Produzenten und Verkäufer leider meist keine große Rolle. Erdbeersorten fürs Erdbeerfeld dagegen sollen den Kunden mit Geschmack, Aussehen und Duft dazu animieren, möglichst viele Früchtchen zu sammeln. Hier ist der Geschmack logischerweise wichtiger. Außerdem sollen die Pflanzen auf dem Feld neben Geschmack noch alles mögliche liefern: große Früchte zum Beispiel, die sich schnell sammeln lassen und widerstandsfähig gegen Regen sind. Aber natürlich gibt es auch Gemüsehändler, die verführerisch duftende Erdbeeren verkaufen. Und sogar Supermarkt-Erdbeersorten mit »long shelf life«, also langer Haltbarkeit, schmecken mitten in der Saison ganz gut, denn dann werden sie wenigstens reif geerntet.

Es bleibt also komplex. Egal, wo Sie Ihre Früchte kaufen, fragen Sie nach der Sorte und kommen Sie ins Gespräch – »Elsanta« ist zum Beispiel sehr haltbar, im schlimmsten Fall schmecken die Früchte aber wie rot gefärbte grüne Äpfel. Eine andere Erdbeersorte, über die regelmäßig geschrieben wird, heißt »Mieze Schindler«, die Beeren schmecken wirklich besonders gut. Die Mieze gilt jedoch als äußerst empfindlich. Mein Freund und Gemüsespezialist Peter Kunze baut die Sorte professionell an, er meint: »Das stimmt nicht, die Sorte schmeckt gut und hält gut – gekühlt sicher eine Woche, pflanz' Dir welche in den Garten.« Dieses Jahr hatte ich dafür keine Gelegenheit, aber im kommenden Jahr werde ich seinen Rat beherzigen.

Erdbeeren schmecken am allerbesten roh, aber wir können sie mit gekochten oder gebackenen Elementen kombinieren: mit Vanillepudding zum Beispiel. In meiner Kindheit gab es den Pudding aus dem Packerl (wobei dieser Pudding eigentlich gar kein Pudding ist, aber »echter Pudding« wäre ein eigenes Thema – vielleicht schreibe ich in der passenden, nämlich kalten, Jahreszeit darüber). Packerlpudding wird angeblich fest und sturzfähig, wenn man ihn in Puddingformen abkühlen lässt. Aus eigener kindlicher Erfahrung kann ich das nicht bestätigen, denn unser Pudding war immer schon aufgegessen, lange bevor er die Gelegenheit gehabt hätte, kalt und fest zu werden. Es war sicher eines der ersten »Gerichte«, die ich als Kindergartenkind auf meinem Kinderherd zubereitet habe. Im Puddingpackerl sind vor allem Stärke, außerdem etwas Farbe und Vanillearoma. Wenn wir frische Vanille nehmen (leider teuer) und Eigelbe können wir den Pudding ganz leicht selbst kochen – das schmeckt sehr gut. Mit ausgesuchten Erdbeeren erinnert mich das Dessert nicht nur an schöne Kindheitsmomente, ich serviere es auch Erwachsenen. Wenn ich vermute, dass der Pudding keine Gelegenheit haben wird, richtig abzukühlen, dann lasse ich die Gelatine weg.

Vanillecreme mit Erdbeeren

Zubereitungszeit
45
Gesamtzeit
3
Schwierigkeit

Zutaten für 4-6 Portionen:

Für 4 Personen
  • 300 ml Milch
  • 25 g Stärke
  • 1 Blatt Gelatine
  • 4 Eigelbe Ei
  • 75 g Zucker + 1 EL für die Erdbeeren Zucker
  • 1/2 Vanilleschote Vanille
  • 200 g Sahne
  • 500 g Erdbeeren Erdbeere
  • 2 cl Orangenlikör oder Orangensirup Orangenlikör

1. 3 EL Milch mit der Stärke verrühren. Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Eigelbe und Zucker mit dem Rührgerät hell-cremig rühren. Vanilleschote längs halbieren, das Mark mit einem Messerrücken herauskratzen. Beides mit der restlichen Milch aufkochen, 5 Minuten ausgeschaltet ziehen lassen.

2. Stärkemischung umrühren, dann unterrühren, unter Rühren aufkochen, zwei oder drei Minuten ganz schwach köcheln lassen, dabei ständig rühren, vom Herd nehmen. Eigelbmischung zugeben und wieder auf dem Herd bei schwacher Hitze rühren, bis die Creme sämig wird und beginnt wieder zu kochen. Vom Herd nehmen, am besten noch eine Minute weiter rühren, bis die Temperatur so weit gesunken ist, dass sich die Creme nicht mehr in Rührei verwandeln kann.

3. Gelatineblatt aus dem Wasser nehmen und in der Creme schmelzen. Abkühlen, ab und zu umrühren. Sobald die Creme nur noch lauwarm ist, die Sahne schlagen und unterheben. In Portionsgläser oder Schalen füllen, ein paar Stunden in den Kühlschrank stellen.

4. Erdbeeren waschen, abtropfen und entkelchen, große Beeren vierteln, kleine halbieren. Mit Orangenlikör und 1 EL Zucker kurz marinieren. Auf der Vanillecreme anrichten.